Cafe Palestine Freiburg e.V. ist ein politisch- kulturelles Forum, das über die Situation im Nahen Osten berichten, persönliche Schicksale vorstellen und namhafte Referenten zum Thema einladen möchte. Die kulturelle Vielfalt Palästinas soll durch kleine Konzerte, palästinensische Folklore, Literatur und Kunst gezeigt werden.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Christoph Sieber: Ich will mich nicht gewöhnen


Christoph Sieber: Ich will mich nicht gewöhnen

(https://www.youtube.com/watch?v=HUMh_ngrn-4)

Ich will mich nicht gewöhnen, dass Deutschland Teil einer Kriegsmaschinerie ist.

Ich will mich nicht gewöhnen, wenn der Spiegel schreibt, dass Deutschland endlich in der Normalität angekommen ist,
wenn es sich an internationalen Kriegseinsätzen beteiligt.

Die Beteiligung an Kriegen darf nie Normalität werden.

Ich kann es nicht glauben, dass Verteidigungsministerin von der Layen auf die Frage eines Journalisten,
ob denn eine Fußball-WM 2018 in Russland tatsächlich denkbar wäre, antwortet:
"Deutschland wird auf jeden Fall schießendes Personal schicken".

Das ist nichts anderes als die Verharmlosung des Krieges.

Ich will mich nicht gewöhnen, dass in diesem Europa das Recht des Stärkeren gilt, wenn Hunderttausenden der
Zugang zu Gesundheit, Bildung und einem würdevollen Leben einfach verwehrt werden.

Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass die Würde des Menschen antastbar ist, denn die Würde des Menschen
steht tagtäglich zu Zehntausenden bei der Tafel an, um unsere Reste zu essen.

Die Würde des Menschen krepiert vor Lampedusa und die Würde des Menschen stirbt im Krieg und zwar in jedem Krieg.

Weil der Krieg keine Würde kennt - nicht die der Täter und nicht die der Opfer.

Ich will mich nicht an die Barbareien der globalisierten Welt gewöhnen:
Die Ausplünderung armer Länder, die Waffenlieferungen, die Unterstützung brutalster Despoten und Diktatoren.

Ich will mich nicht flüchten in den Zynismus derer, die rufen "Da kannst du nichts machen, das war schon immer so".

Ich möchte mich nicht abfinden, dass es so etwas wie Alternativlosigkeit gibt, weil es immer Alternativen gibt.
Weil es das Wesen der Demokratie ist, dass es sowas gibt wie Alternativen.

Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der jeder tatsächlich glaubt, dass wenn er an sich denkt, dann an alle gedacht ist.

Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Menschen, die solche Gedanken haben, als Gutmenschen verspottet werden
und verächtlich gemacht werden ausgerechnet von denen, denen der Zynismus jegliche Empathie so zerfressen hat, dass sie ihre
eigene Herzlosigkeit nur ertragen können, indem sie andere verächtlich machen.

Ich möchte nicht, dass die die Deutungshoheit über die Moral bekommen, die keine haben.

Es gibt die Unschuld des Nicht-Wissens nicht mehr.

Wir wissen, dass der Wohlstand auf Unrecht aufgebaut ist.

Wir wissen, dass wir die Erde zerstören.

Und wir können auch längst nicht mehr ignorieren, dass andere arm sind, weil wir reich sind.

Wir werden uns nicht rausreden können mit dem immergleichen "Davon haben wir nichts gewusst".

Nein, wir werden es gewusst haben.

Und ich frage mich am Ende: "Was wird man über uns sagen in zwanzig, dreißig Jahren? Wer werden wir gewesen sein?"

Die, die zugeschaut haben, wie schon so oft?

Werden wir die gewesen sein, die einfach weiter gemacht haben, weil es so bequem war?

Oder werden wir die gewesen sein, die gerade noch einmal rechtzeitig die Kurve bekommen haben?

Und die die Reißleine gezogen haben, als es noch nicht zu spät war?

Ich bin mir nicht sicher, aber eins weiß ich gewiss: Siri hat darauf keine Antwort.

Jürgen Grässlin - Gedanken auf die Nacht

Ihr schafft das

   (Version 1 – Menschen in Regierungsverantwortung)

   Waffen an Diktatoren liefern

   Ihr schafft das

   Menschen zur Flucht zwingen

   Ihr schafft das

   Mauern bauen

   Ihr schafft das

   Europa abschotten

   Ihr schafft das

   In den Syrien-Krieg militärisch eingreifen

   Ihr schafft das

   Demokratie zerstören

   Ihr schafft das

   Klima zerstören

   Ihr schafft das

   Die eine Welt zerstören

   Ihr schafft das

   Politik von oben im politisch kalten Wendewinter 2015-2016


   Wir schaffen das

   (Version 2 – Menschen in Weltverantwortung)

   Frieden schaffen ohne Waffen

   Wir schaffen das

   Allen Heimatvertriebenen Schutz gewähren

   Wir schaffen das

   Klima retten

   Wir schaffen das

   Hunger bekämpfen

   Wir schaffen das

   Bildung für alle

   Wir schaffen das

   Das andere Leben leben

   Wir schaffen das

   Eine friedliche, gerechte und ökologisch intakte Welt aufbauen

   Wir schaffen das

   Politik von unten im solidarisch warmen Wendewinter 2015-2016


   Du musst dich entscheiden:

   Wo stehst du

   ?

   Wofür willst du kämpfen

   mit den Mitteln der Gewaltfreiheit

   mit deinem Leben

   ?


   Jürgen Grässlin

   (Gedanken auf die Nacht, 1. Dezember 2015)