Cafe Palestine Freiburg e.V. ist ein politisch- kulturelles Forum, das über die Situation im Nahen Osten berichten, persönliche Schicksale vorstellen und namhafte Referenten zum Thema einladen möchte. Die kulturelle Vielfalt Palästinas soll durch kleine Konzerte, palästinensische Folklore, Literatur und Kunst gezeigt werden.

Donnerstag, 30. April 2015

Update Veranstaltungsreihe "Jaffa, die 'Altstadt von Tel Aviv'?"

Herzliche Einladung von Cafe Palestine Freiburg zu einer Veranstaltungsreihe der besonderen Art - auch wenn es nun doch keine offizielle Städtepartnerschaft Freiburg - Tel Aviv/Jaffa geben wird (http://www.badische-zeitung.de/freiburg/tel-aviv-und-freiburg-werden-keine-partnerstaedte--104131863.html)


JAFFA, die 'Altstadt von Tel Aviv'?


Ein Grundgedanke von Städtepartnerschaften liegt laut der Stadt Freiburg in der „Aussöhnung zwischen den Völkern“ und der Schaffung einer „friedlichen Basis zu einem gemeinsamen Miteinander“.
Bei der geplanten Städtepartnerschaft Freiburg - Tel Aviv/Jaffa bleibt die Situation der einheimischen palästinensischen Bevölkerung unerwähnt – eine Geschichte von Zerstörung und Vertreibung, die bis heute anhält.
Eines der Hauptziele des zionistischen "Projekts Israel"  war von Anfang an der „Transfer“ der palästinensischen Bevölkerung außer Landes, um deren Land in die Hand zu bekommen und eine ausschließlich jüdische Bevölkerung zu erreichen. Jaffa gilt als herausragendes Beispiel eines urbanen und kulturellen Genozids.
Die Geschichte Tel Avivs ist auch die Geschichte des Untergangs des alten arabischen Jaffas, das 1948 nahezu vollständig entvölkert wurde. Dies alles kommt in der offiziellen Stadtgeschichte Tel Avivs jedoch nicht vor, kaum etwas erinnert an die ursprünglichen palästinensischen Stadtviertel und Dörfer. Jaffa wird bis heute als "die Altstadt von Tel Aviv" vermarktet.

In einem offenen Brief vom 1.2.15 schrieb Cafe Palestine Freiburg:
"Wir sind der Meinung, dass eine Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Tel Aviv im Hinblick auf die zahllosen Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen, die bis heute ungehindert durch alle israelischen Regierungen stattfinden, moralisch nicht vertretbar ist."

Diese Veranstaltungsreihe soll zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.
11. bis 13. Mai 2015


Montag, 11.5.15, 19h30, Uni Freiburg, KG I, HS 1221, Eintritt 2,50 €

Film "Jaffa - The Orange´s Clockwork" ('Jaffa - Im Namen der Orange')
von Eyal Sivan, 2009

Hebräisch, Arabisch, Englisch, Französisch mit deutschen Untertiteln

Wer kennt sie nicht, die Jaffa-Orange? Seit Jahrzehnten ist sie lecker, gesund und weltberühmt. Selbst Stars wie Ingrid Bergman und Louis Armstrong posierten für sie - "Jaffa" war der Hit unter den Fruchtsäften. Die Geschichte der Hafenstadt Jaffa, die der Stadt Tel Aviv einverleibt wurde, ist Jahrtausende alt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine der lebendigsten und kosmopolitischsten Städte des Nahen Ostens - kulturell, ökonomisch und politisch. In ihrem Umland wurden über Jahrhunderte Orangen kultiviert, der Export der palästinensischen "Jaffa-Oranges" durch den Hafen gewährleistet.

Anhand von einzigartig komponiertem Archivmaterial spürt der israelische Regisseur Eyal Sivan in seinem Film der Orangen-Marke nach. Er zeigt israelischen und palästinensischen Intelektuellen und Mitarbeitern der Zitrusindustrie alte Fotos, frühe Filmaufnahmen, Werbefilme und -plakate, politische Poster sowie Malerei rund um die Frucht. Sie erinnern, reflektieren und analysieren am Beispiel der Jaffa-Orangen ihre eigene Geschichte und die ihres Landes. Die unterschiedlichen, sich ergänzenden Narrative brechen Mythen und schreiben eine Geschichte jenseits nationalistischer Historiographie. Gleichzeitig zeigt die visuelle Selbstdarstellung der zionistischen Marke "Jaffa" die systematische Schaffung einer Legende.

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Dienstag, 12.5.15, 19h30, Uni Freiburg, KG I, HS 1098, Eintritt 2,50 €

Jaffa - Stifling the Orange ('Jaffa - die Erstickung der Orange')

Vortrag von Dr. Makram Khoury-Machool


Jaffa hat eine Jahrtausende alte Geschichte und war seit Jahrhunderten prominenter Hafen und See-Verbindung nach Europa sowie blühendes Zentrum diverser Industrien. Weltoffen und kulturell lebendig, gab es in Jaffa internationale Schulen und Ausbildungsstätten. Viele politische Zeitungen und Journale wurden hier heraus gegeben.
Jaffa war auch ein Ort der Zuwanderung, beliebt wegen seines Flairs und seiner gesellschaftlichen Möglichkeiten. Seit dem zionistischen Plan war der Hafen von Jaffa Ankunftsort der meisten jüdischen Neueinwanderer und der Jaffa umgebende fruchtbare Küstenstreifen wurde Zentrum der zionistischen Kolonisation.
Jaffa ist eine der ‚Mixed Cities‘  – als ‚gemischte Städte‘ wurden und werden die Städte bezeichnet, die von alters her palästinensisch waren und im Rahmen des Programms der ‚30 Neuen Städte‘ eine israelisch/jüdische Nachbarschaft erhielten und die schließlich in die israelisch/jüdische Stadt eingemeindet wurden. Städte wie Haifa, Lod, Safad, Tiberias, Akka oder Nazareth zählen dazu.

Dr. Makram Khoury-Machool wurde in Jaffa als Sohn christlicher Palästinenser geboren. Er ist international anerkannter Experte für Medien und internationale Beziehungen an der Universität in Cambridge. Im Jahr 1991 schrieb er eine bis heute aktuelle und weltweit beachtete akademische Arbeit über die Geschichte der Stadt Jaffa auf Hebräisch und Arabisch.
In seine Heimatstadt Jaffa kehrte er  im Februar 2015 zum ersten Mal nach 15 Jahren zurück, um festzustellen, dass Jaffa mehr denn je ein Ort ist, an dem das geographische und demographische Ringen der Palästinenser gegen Vertreibung und Zerstörung seit der Nakba 1948 nicht geendet hat.

In englischer Sprache mit deutscher Übersetzung

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Mittwoch, 13.5.15, 19h30, Uni Freiburg, KG III, HS 3043, Eintritt 2,50 €

Film "Encounter With a Lost Land" ('Begegnung mit einem verlorenen Land')
von Maryse Gargour, 2013

In franzöischer Sprache mit deutschen Untertiteln

Maryse Gargour interviewt in ihrem Film französische Staatsbürger, die in Jaffa, Bethlehem, Jerusalem geboren wurden. Ihre Eltern waren Diplomaten, Ärzte, bekannte Händler, die in den 20ern und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Palästina lebten, manche schon in der 4. Generation.
Sie fühlen sich dem Land besonders verbunden, da sie dort friedvoll aufwuchsen - ohne irgendeine Form von Diskriminierung durch die ortsansässige, palästinensische Bevölkerung. Das Kommen und Gehen von Schiffen und Nationalitäten aus aller Herren Länder war vollkommen normal für sie. Ihre Berichte erzählen von der Alltagsdynamik und dem Leben in Palästina zur damaligen Zeit.
Für ihre Dokumentation hat die Regisseurin Material aus diplomatischen Archiven, persönliche Briefwechsel, Zeitungsartikel, offizielle diplomatische Briefwechsel sowie unveröffentlichte audio-visuelle Aufzeichnungen verwendet.

Im Anschluss Filmgespräch mit Dr. Sandrine Mansour-Mérien, Historikerin an der Universität in Nantes. Als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer französischen Mutter liegt ihr Forschungsschwerpunkt auf der unterdrückten palästinensischen Geschichte .

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